Logo

Des Bademeisters großes Trinkgeld

Von Jubeljahren und kleinen Krisen

Foto: Bildarchiv Hotel Mozart
Die Filmschauspielerin Karin Dor liebe das Mozart - ein bEsonders schöner und gern gesehener Gast im Hotel.
GT: Wo wollen Sie denn beginnen?

Dr. Roland Krenn: Bei meinem Großvater, dem Gründer dieses Hauses. In seiner Jugend ist er von Mallnitz über die Tauern nach Sportgastein gekommen und hat als Schafhirte gearbeitet. Nach einer Tischlerlehre wurde er als Bademeister im Hotel Straubinger angestellt. Verdient hat er damals kaum etwas. Aber mit dem Trinkgeld hat er sich die Basis für den Bau des ersten Hauses erarbeitet. Üblich war ein Golddukat pro Badegast. Da ist viel Geld zusammengekommen im Laufe der Jahre. Als er meine Großmutter kennenlernte, führte sie in Bad Gastein die erste Adresse für Damenkleidung von gehobener Qualität. 1911 haben sie begonnen, das Hotel zu bauen: unten ein Kaffeehaus, oben die Zimmer. Das Geschäft lief ausgezeichnet, aber dann kam der Erste Weltkrieg und das Geschäft wurde miserabel.

GT: Heute wissen wir, dass das nicht das Ende war.

Krenn: Ganz und gar nicht. Mein Großvater kaufte Anfang der 30er-Jahre die schöne Kurarzt-Villa nebenan. Mitsamt dem Problem, dass zwischen den beiden Häusern ein schmaler Durchgang war, der dem Besitzer des Hotel Europe gehörte. Er wollte diesen Teil aber unbedingt kaufen, um die beiden Häuser zusammenzuführen. Über den Kaufpreis wurde viel spekuliert. Mein Großvater sagte nur: „Es war, als würde der Weg mit Gold gepflastert sein.“

GT: Ihre Großeltern waren von dem Hotel-Traum nicht abzubringen?

Krenn: Nachdem die amerikanischen Besatzer wieder weg waren, ging das Gscherr von vorne los. Sie hatten gerade alles neu hergerichtet, als, mitten in den goldenen Fünfzigern, der schreckliche Unfall an der Ringstraße in Wien passierte. Mein Großvater hatte sich geringer verletzt, aber meine Großmutter ist sechs Wochen später an einer Thrombose gestorben. Meine Großmutter war die Seele des Hauses, eine begnadete Köchin, und darüber hinaus hatte sie die Brieftasche in der Hand.

GT: An Aufgeben war wohl dennoch nicht zu denken.

Krenn: Meine Mutter ist dann eingesprungen und hat das Hotel geführt. Es ging das Gerücht herum, dass wir das Hotel verkaufen wollen. Doch dann, ja wie von Schicksalshand, kam meine zukünftige Frau in unser Haus. Sie war anfangs Rezeptionistin und nahm den Glückshafen in die Hand. Sie hatte einfach das richtige Gespür. Ich studierte damals noch in Wien und es hat so ausgesehen, als würde ich niemals fertig werden. Aber wie das Frauen so an sich haben, hat sie dann gesagt: „Pass auf, Wien wird nichts, du musst nach Salzburg, um fertig zu studieren.“

GT: Mit gleich zwei Universitätsabschlüssen wurden Sie trotzdem Hotelier.

Krenn: Das Problem ist immer die Weitergabe. Ich habe zum Glück einen Erben, der das Hotel weiterführt. Das ist die vierte Generation und das passt. Andernfalls kommen internationale Hotelketten. Ich sehe, was wir denen voraushaben: die Atmosphäre, die familiäre Führung, ein 100 Jahre altes Flair im Haus. Das kann man nicht nachbauen, das geht nicht. Wir haben keine internationale Vertriebsschiene. Dafür haben wir Charme und Schmäh.

GT: Wie war das denn mit dem Charme und dem Bridgeln im Hotel Mozart?

Krenn: Die Baronin von Redwitz, eine verarmte Adelige aus Wien, das war die Bridge-Baronin. Die hat bei uns in einem Zimmerl gewohnt. Am Nachmittag reservierte sie im Stüberl drei Tische und hat diese mit ihren Bridge-Gästen besetzt. Einmal war sogar der Sohn vom Oskar Straus da. Sie wissen schon, einer aus der silbernen Wiener Operetten-Zeit. Er war Jude. Warum ich Ihnen das sage? Einmal kam er in die Stube und fragte: „Wo spiele ich denn heute Frau Baronin?“ „Wenns gschwind herkommen, dann bekommens dort noch einen Platz.“ Daraufhin er: „Baronin, nur keine arische Hast.“ Das war in den Sechzigern so. Gestritten haben die immer beim Karten spielen auf Mord und Brand. Und sie hat dann immer gesagt: „Ich halte das nicht mehr aus!“ Sie musste immer mitspielen, wenn jemand gefehlt hat. Ansonsten hat sie am Kartengeld verdient. Und ich hab halt ein paar Kaffee verkauft. Mit ihrem Tod ist das Bridgeln hier leider eingeschlafen.

GT: Schläft Bad Gastein auch?

Krenn: Wir hatten vor Jahren die Idee, eine Bahn aufs Schareck hinauf zu bauen. Mit einer Seilschwebebahn geht das nicht, wegen der Stürme. Dann haben wir gesagt, wir brauchen einen Zugang zum Gletscher. Der Mölltaler Gletscher wäre ja da. Und die haben nur ein Hotel. Die haben einen Gletscher und kein Hotel, wir haben keinen Gletscher, aber Hotels genug. Also wollten wir das unterirdisch machen. Man fährt mit der U-Bahn von Sportgastein von der Seilbahnstation  bis rauf auf den Gletscher. Das Ende ist auf der anderen Seite in Kärnten. Aber das unterirdische Bauen wurde uns verwehrt, da es Nationalparkgebiet ist.

GT: Das Mozart ist seit jeher Treffpunkt der Bad Gasteiner. Was passiert für die Einheimischen?

Krenn: Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass der Chef da ist. Man sollte seine Gäste kennen. Es wäre wichtig, wieder mehr Leute im Zentrum wohnen zu haben. Dafür könnte man das Haus Austria umbauen.

GT: Was wäre mit Architektur? Venedig ist auch nicht renoviert.

Krenn: In Bad Gastein wird Thermalwasser in private Häuser eingeleitet. Das sind schwere Belastungen für die Gemeinde, denn die hat drei verschiedene Wasserleitungen. Für warmes und kaltes Thermalwasser, und für Quellwasser. Exorbitant teuer ist das! Aber einzigartig. Bad Gastein ist eine Wolkenkratzerstadt im Taschenformat. Das habe ich als Junger schon gesagt. Das ist wirklich einzigartig.

Das Hotel Regina ist chices Townhouse und gemütliches Refugium zugleich. Wer Dalmatiner Paul kennenlernen möchte, klickt hier!

 

Das sommer.frische.kunst-Festival mit Art Weekend vom 27.07. - 30.07.2017. Hier geht´s zur sommer.frische.kunst!